Kunstwerk des Monats August

IMI Giese, 3 Quader, 1968


IMI Giese

*1942 in Neheim-Hüsten, †1974 in Düsseldorf



3 Quader, 1968



Pressspanplatten, Hartfaserplatten, Grafit, 3-teilig

Je 60x110x110cm, Abstand zwischen den Elementen jeweils 110cm

Das künstlerische Werk IMI Gieses entstand in der historischen Situation eines scheinbar bedingungslosen Neuanfangs der Kunst, der mit einer Öffnung auf völlig neue Bereiche hin verbunden war. Ein wichtiges Zentrum jener Aufbruchsbewegung war Düsseldorf, wo Fluxuskonzerte und die Aktionen Joseph Beuys' seit Beginn der 1960er Jahre den Rahmen eines tradierten Kunstbegriffs sprengten.

Zusammen mit Wolf Knoebel kam Rainer Giese 1964 an die dortige Kunstakademie, um bei Beuys zu studieren. Unter dem gemeinsamen Namen IMI (dessen Ursprung nicht eindeutig geklärt ist – das gleichnamige «Universalreinigungsmittel» der Firma Henkel mag nur ein Referenzpunkt sein) benutzten Giese und Knoebel den Raum 19 der Akademie als Atelier. Dort setzten sie sich mit Fragen jener etablierten Kunstgattungen auseinander, insbesondere der geometrischen Abstraktion, die viele andere für erschöpft hielten.

In Skulpturengruppen und Serien von Bleistiftzeichnungen, die von 1966 bis 1969 entstanden, erkundete Giese das vielschichtige gegenseitige Verhältnis von Zwei- und Dreidimensionalität. Die meisten Skulpturen setzen sich aus mehreren geometrischen Körpern zusammen, die sich entweder in ihren Massen unterscheiden oder Variationen einer Körperform bilden. Die 3 Quader sind in festgelegtem Abstand auf einer Achse angeordnet. Drei Kanten jeden Elements sind durch Viertelkreise abgerundet, wobei Giese einmal die Grundfläche, ein anderes Mal die Seite als Schnittfläche behandelte und den Kreisradius, der zuerst der halben Kantenlänge entsprach, zweimal halbierte.

Auf der Basis mathematischer Konstruktionsregeln entsteht so ein System von Vergleichsbezügen. In diesem unterscheidet sich Gieses Werk grundsätzlich von der amerikanischen Minimal Art, die etwa zur selben Zeit mit ebenfalls mehrteiligen, formal reduzierten Objekten in Erscheinung trat. Wollten Donald Judd u. a. alle Beziehungen einzelner Elemente untereinander ausschliessen, sind sie hier von entscheidender Bedeutung

<b>IMI Giese, 3 Quader, 1968
</b>
Das Kunstmuseum Liechtenstein stellt jeden Monat ein Werk aus der eigenen Sammlung in den Mittelpunkt der Betrachtung. Auch werden regelmässig Werke aus der Sammlung der Hilti Art Foundation auf diese Weise vorgestellt.