Kunstwerk des Monats Oktober

Maria Anwander, Untitled (Why art now?) und Untitled (and what for?), 2014

Maria Anwander

* 1980 in Bregenz, Österreich


Untitled (Why art now?) und Untitled (and what for?), 2014


Leuchtschrift, 2-teilig

30 x 110 cm, 30 x 130 cm

 

Nicht ohne Humor befragt Maria Anwander in ihrem Werk Funktionen und Mechanismen der Kunst und des Kunstbetriebs. Dabei unterwandert sie festgeschriebene Regeln, setzt Vertrautes scharfsinnig überraschend in einen neuen Kontext, markiert kritisch genderspezifische Diskurse und stellt den kunsthistorischen Bezugsrahmen in seiner männlichen Dominanz zur Diskussion. Das Moment von An- und Abwesenheit bildet eine Konstante in ihrem Schaffen. So entfernt Anwander John Baldessaris Balls aus der ikonischen Fotoserie Throwing Three Balls in the Air to Get a Straight Line (Best of 36 attempts) von 1977; oder sie entwendet aus verschiedensten Kunstinstitutionen die Werkbeschriftungen ihr am Herzen liegender Kunstwerke. In der faktischen Abwesenheit ihrer «Lieblingswerke» werden diese Schild an Schild, gleichsam einer imaginären Ausstellung, jeweils in neuer Konstellation installiert: «Anstatt didaktische Antworten zu liefern, liegt meine Absicht vielmehr darin, den Prozess der Fragestellung (formal) darzustellen, um so einen möglichen Diskurs zu evozieren.»

Why art now? – in weiss leuchtender Schrift, ähnlich den in unser kulturelles Gedächtnis eingeprägten Leuchtschriftreklamen, fragt Anwander, warum es heute Kunst braucht. An wen richtet sich diese auf den ersten Blick «harmlos» anmutende Frage? Die einnehmende Weise der «erleuchtenden» Fragestellung veranlasst den Besucher dazu, sich hier selbst an die Position des Adressaten zu stellen und seine Assoziationen zu einer solch grundlegenden Frage zu ersinnen: Aus welchen Gründen hat Kunst (heute) Relevanz? Was kann Kunst bzw. muss sie (etwas) können? Durch die anknüpfende Frage and what for? wird eine Art imaginärer Denkspielraum gerahmt, den die Künstlerin bewusst durch die separate Hängung der zweiteiligen Arbeit erweckt: und wofür hat Kunst heute Relevanz? Auf konzeptionelle Weise beleuchtet Maria Anwander mittels des formalen Ausdrucks der Frage das Kunstsystem und regt zugleich einen Reflexionsprozess über Notwendigkeit und Antrieb von sowie Begehren nach Kunst an.

Denise Rigaud

<b>Maria Anwander, Untitled (Why art now?) und Untitled (and what for?), 2014</b>
Das Kunstmuseum Liechtenstein stellt jeden Monat ein Werk aus der eigenen Sammlung in den Mittelpunkt der Betrachtung. Auch werden regelmässig Werke aus der Sammlung der Hilti Art Foundation auf diese Weise vorgestellt.