Kunstwerk des Monats Dezember

Adrian Schiess, Fetzen, 1982–89 und 1991–2000

Adrian Schiess

* 1959 in Zürich, Schweiz


Fetzen, 1982–89 und 1991–2000


Acryl und Acryllack auf Halbkarton, Pappe, Wabenplatten, Plastikfolie
Diverse Formate, über 1000 Einzelstücke

6 Tische aus Eiche und Glas, je 78 x 100 x 200 cm

Gemeinsamer Ankauf des Kunstmuseum Liechtenstein und des Kunstmuseum St.Gallen; Fetzen, 1982–89 (ein Tisch) ist eine Schenkung des Künstlers an das Kunstmuseum Liechtenstein.

 

1980 setzt Adrian Schiess als Beginn seines malerischen Schaffens an, in dem die Befragung nach der Wirklichkeit der Malerei eine durchgängige Rolle spielt. Die Fetzen gehören zum Radikalsten, was der Künstler geschaffen hat. Sie entstanden über einen langen und kontinuierlichen Arbeitsprozess grossteils in Südfrankreich in Mouans-Sartoux, wo Schiess lange in enger Verbundenheit zur Natur lebte. In seinem prozesshaften Arbeiten geht es ihm darum, eine zu grosse Bestimmtheit zu unterlaufen und so lässt er den Zufall, etwa über das Zerreissen oder das Licht, als Mitspieler Eingang finden in sein Werk.

Zugleich sind seine Fetzen und fragmentierten Objekte auch als Zeichen der Rebellion – Schiess spielte auch in einer Punk-Band mit – gegen damals vorherrschende künstlerische Positionen zu verstehen. Denise Frey vom Kunstmuseum Luzern schreibt: «Er malt gegen die 68er-Mentalität Jungen Wilden an, deren expressive Malereien auf dem Kunstmarkt für Furore sorgen. Ihre konzeptuellen Positionen fordern immerwährende Diskussions- und Legitimationszwänge, denen sich der Künstler nicht unterziehen will, und die ausufernde affektierte Malgeste – quadratkilometerweise malen Sie irgendwelche Mythologien und sowas – ist ihm grundsätzlich zu illustrativ, zu geschwätzig. […] Das Werk soll in seiner Ungegenständlichkeit und Serialität den Sinn zerstreuen, auf nichts hindeuten und unter keinen Umständen auf sich selbst verweisen.»

Früh stellte Adrian Schiess das einzelne Bild in Frage und schafft stetig wachsende Werkkomplexe. Werkkonstituierend ist für diese Arbeit nicht nur die immense Dichte der Stück um Stück aufeinander gefügten über 1000 Fetzen, sondern auch der räumliche Charakter ihrer Anordnung, der die Bewegung des Künstlers für den Betrachter – den performativen Sinn – erkenntlich werden lässt. Diese fragmenthaften, malerischen, übereinandergeschichteten Fetzen lassen darüber hinaus den Prozess der Malerei an sich, die Schicht um Schicht entsteht, körperhaft werden. Darin werden die Durchdringung der Oberfläche und das Eintauchen in Zeit und Raum sichtbar. Letztlich geht es um Zeit.

Christiane Meyer-Stoll

<b>Adrian Schiess, Fetzen, 1982–89 und 1991–2000</b>
Das Kunstmuseum Liechtenstein stellt jeden Monat ein Werk aus der eigenen Sammlung in den Mittelpunkt der Betrachtung. Auch werden regelmässig Werke aus der Sammlung der Hilti Art Foundation auf diese Weise vorgestellt.