Kunstwerk des Monats Dezember

Imi Knoebel, DDR, 1988

Imi (Klaus Wolf) Knoebel

* 1940 in Dessau, Deutschland


DDR, 1988


Hartfaserplatten, Keilrahmen, Acryl auf Sperrholz
287 x 202 x 65 cm
10,8 x 10 x 6,8 cm (roter Holzkubus)
Kunstmuseum Liechtenstein, Vaduz


Das Werk DDR von Imi Knoebel aus dem Jahr 1988 besteht aus einer Art Quader aus Hartfaserplatten, dessen Frontseite ein grossflächiges Quadrat darbietet. Hinter diesem plastischen Körper finden sich dicht an die Wand gedrängt Keilrahmenelemente, die zum Teil über die quaderartige Form herausragen. Wirkt der Körper wie ein Block, so muten die Keilrahmenstücke wie ein Gitter oder Spalier an – eine sperrige Situation, deren Assoziation durch den Titel DDR verstärkt wird; und zugleich erinnert die Situation an ein Materiallager, dessen Materialien jedoch ob des eingezwängten Arrangements nicht zugänglich sind. Seitlich versetzt, ein wenig oberhalb dieser Material-Komposition, hängt ein kleines Quadrat aus Sperrholz, dessen vordere Fläche mit weisser Acrylfarbe grundiert und mit einem kräftigen Rot bemalt ist. Dieses rote Gemälde verstärkt den Eindruck des (noch) nicht Bemalten von Quader und Keilrahmen.
Knoebel operiert im Werk DDR mit den grundlegenden Mitteln der Malerei: dem Keilrahmen, dem Trägermedium sowie mit Farbe. Dabei tritt die Potenzialität des noch zu Schaffenden, die Möglichkeitsform der Malerei in den Vordergrund und wirft gleichermassen die Frage auf, auch im Hinblick auf die Betitelung: Welchen Nährboden braucht es, um Schöpferisches entstehen zu lassen?
Die Suche nach der Essenz der Malerei und die Frage, wie sie weiterhin Bestand haben kann, prägen das Schaffen Knoebels. Seine Ausbildung fiel in eine Zeit des gesellschaftlichen und politischen Umbruchs, als im Kontext der sich formierenden studentischen Protestbewegung auch eine neue Verortung der Kunst gefordert war. 1964 nahm Imi Knoebel gemeinsam mit seinem Freund Imi (Rainer) Giese das Studium an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf auf, an der Joseph Beuys als charismatischer Lehrer wirkte. Das Privileg, in einem eigenen Raum arbeiten zu können, erlaubte es Imi & Imi, sich radikal von den anderen Beuys-Schülern abzugrenzen. Deren figurativen Arbeiten setzten beide Künstler eine gegenstandslose, auf geometrischen Formen gründende künstlerische Sprache entgegen, die sich besonders aus dem Suprematismus Kasimir Malewitschs speiste.

Christiane Meyer-Stoll / Franziska Hilbe

 

«Ich dachte: alles ist schon gemacht [...] Yves Klein malte seine Leinwand blau, Lucio Fontana schnitt Schlitze in die seine. Was ist übrig? Wenn man etwas machen will, um lebendig zu bleiben, muss man an etwas mindestens so Radikales denken.»

Imi Knoebel
 

<b>Imi Knoebel, DDR, 1988</b>
Das Kunstmuseum Liechtenstein stellt jeden Monat ein Werk aus der eigenen Sammlung in den Mittelpunkt der Betrachtung. Auch werden regelmässig Werke aus der Sammlung der Hilti Art Foundation auf diese Weise vorgestellt.