Kunstwerk des Monats Februar

Ernst Ludwig Kirchner, Bergbach mit Steg im Wald, 1921

Ernst Ludwig Kirchner

* 1880 in Aschaffenburg (DE)
† 1938 in Frauenkirch/Davos (CH)


Bergbach mit Steg im Wald, 1921



Öl auf Leinwand

80 x 71 cm

Schenkung Gerda Techow, Vaduz, 1988

Das Gemälde Bergbach mit Steg im Wald ist 1921 in der Nähe von Davos entstanden. Auf den ersten Blick fällt die intensive und spannungsgeladene Farbigkeit des gebirgslandschaftlichen Motivs ins Auge. Waagrecht über das Bild verläuft ein heller, in Gelbtönen gehaltener Weg, der sich kurvig in die leuchtend rosa- und lilafarbene Gebirgslandschaft windet. Verbunden durch einen symbolhaft rot markierten Steg führt der Pfad über einen steil herabfliessenden Bergbach. Dabei markiert die Wegstrecke, die an den jeweiligen seitlichen Bildrändern hinausläuft und sich imaginär fortsetzen lässt, eine Horizontale. Wo führt dieser Weg wohl hin, wo beginnt, wo endet er?

Am oberen Bildrand wird das Bild von grünen Nadelbäumen gefasst, die – direkt an der felsigen Schlucht noch gut erkennbar – in ein kühles dunkles, die Baumform nicht mehr abbildendes Blau verlaufen, welches auf einen dichten Wald verweist.
In Bergbach mit Steg im Wald leitet Kirchner den Blick des Betrachters aus der erhöhten Position in die Tiefe der engen Bergschlucht. Dabei verzichtet der Künstler auf eine ins Detail gehende Formensprache und eine perspektivische Bildtiefe. Vielmehr akzentuiert er die charakteristische Landschaft durch kraftvolle, bedeutungsvolle Farben und eine flächige, nahezu ornamental anmutende Kompositionsstruktur. Unter dem Pseudonym Louis von Marsalle hebt Kirchner 1921 hervor: «Parallel mit der Gestaltung der Form geht die Farbe. Es gibt weder Licht noch Schatten. Einzig die Farben in ihrem Zusammenklang geben das Erlebnis. Alles ist Fläche. Rein spricht in dieser Fläche der geistige Wert der Farbe.»

Ernst Ludwig Kirchner zählt zu den Protagonisten des Deutschen Expressionismus. Gemeinsam mit seinen Kommilitonen Fritz Bleyl, Erich Heckel und Karl Schmidt-Rottluff gründetet er 1905 die Künstlervereinigung «Die Brücke». Aus gesundheitlichen Gründen liess sich Kirchner ab 1917 bis zu seinem Tod im Jahr 1938 in Davos nieder. Dienten landschaftliche Motive dem Künstler zuvor fast ausschliesslich als Hintergrund für seine ausdrucksstarken Figurenkompositionen, wurden diese nun in den 1920er-Jahren zu Kirchners künstlerischem Hauptgegenstand.

Denise Rigaud

<b>Ernst Ludwig Kirchner, Bergbach mit Steg im Wald, 1921</b>
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