Kunstwerk des Monats November

Lia Perjovschi, Knowledge Museum, 1999–2007

Lia Perjovschi

* 1961 in Sibiu, Rumänien


Knowledge Museum, 1999–2007


Tusche auf Papier, 3 Blätter

je 21 x 29,7 cm

 

Lia Perjovschi widmet sich seit über 30 Jahren der Sammlung, Archivierung, Strukturierung und Vermittlung von Wissen aus Kultur, Gesellschaft, Politik und Kunst. In diesem Zusammenhang hat sie auch das Konzept eines Museums des Wissens entwickelt, welches auf einem interdisziplinären Forschungsprojekt seit den späten 1990er-Jahren gründet. Die drei DIN-A4-grossen Tuschezeichnungen in der Sammlung des Kunstmuseums zeigen handschriftliche Aufzeichnungen Perjovschis, die auf reduziert anschauliche Weise Strukturideen dieses Museumsprojektes zum Ausdruck bringen. Ähnlich einer Mind Map oder einem Netzwerk – nicht-linear und nicht-hierarchisch – gliedert die Künstlerin ihre Vermerke sternförmig auseinanderstrebend und zugleich zueinander verweisend an. Ihr Museum unterteilt sie in sieben Departemente: Erde, Körper, Kunst, Kultur, Wissen, Wissenschaft und Universum.

Ausgehend von ihrer langjährigen archivarischen Arbeit, die zu einer enzyklopädischen Quelle von Themen und Narrativen anwuchs, welche die Künstlerin gemeinsam mit ihrem Ehemann der Öffentlichkeit zugänglich machte (zunächst in ihrem Bukarester Atelier, später in den Atelierräumen in ihrem Geburtsort Sibiu), konstituiert sich das Konzept des Knowledge Museum als eine umfassende, persönlich ausgewählte Summe menschlichen Wissens.

In der Befragung der Anforderungen eines Museums und der Konzeption eines solchen geht es Perjovschi jedoch keinesfalls um einen Anspruch universeller Gültigkeit, sondern vielmehr um die Errichtung einer Plattform «herausgewählten» Wissens. Diese soll zum Austausch von Ideen, zu Diskussionen und einer weiterführend Auseinandersetzung anregen.

Nach der Nicht-Verfügbarkeit von Informationen, mit der Perjovschi aufgrund des kommunistischen Regimes in Rumänien bis 1989 konfrontiert war, sind wir heutzutage, so die Künstlerin, «einer unermesslichen Menge an Wissen» ausgesetzt. Das Archivieren und Auswählen von Wissen betrachtet Lia Perjovschi als einen signifikanten «Recycling-Prozess»: eine Auf- und Wiederbearbeitung vorhandenen Materials, das auch zu noch nicht bekannten Lösungsmöglichkeiten führen kann.

Denise Rigaud

<b>Lia Perjovschi, Knowledge Museum, 1999–2007</b>
Das Kunstmuseum Liechtenstein stellt jeden Monat ein Werk aus der eigenen Sammlung in den Mittelpunkt der Betrachtung. Auch werden regelmässig Werke aus der Sammlung der Hilti Art Foundation auf diese Weise vorgestellt.