Kunstwerk des Monats Juli

Jannis Kounellis. Senza titolo, 1969

Jannis Kounellis

* 1936 in Piraeus, Griechenland


Senza titolo, 1969


Steine, Farbe, 36-teilig
Dimensionen variabel
LSK 00.39

36 Steine liegen auf dem Boden. Jeden einzelnen tauchte Jannis Kounellis zur Hälfte in schwarze Ölfarbe. Die andere Hälfte behielt ihre natürliche Farbigkeit. Die Steine weichen in Form und Grösse voneinander ab, von kleineren ovalen bis hin zu keil- oder bei- nahe quaderförmigen, die nur mit beiden Händen zu greifen sind. Sie bilden ein offenes Feld.

Kunst und Natur gehen in dieser Arbeit eine enge Verbindung ein. Die Steine durchliefen mehrere Stadien. In einem über Millionen Jahre dauernden geologischen Prozess kristallisierten die Gesteinsschmelzen, drang das Tiefengestein an die Erdoberfläche, verwitterte, wurde in Bach- und Flussläufen vom Wasser zerkleinert und rundgeschliffen. Kounellis hat die Steine ausgewählt, bearbeitet und in einen neuen Kontext überführt:  «1967 habe ich in Genua eine Arbeit gemacht, für die ich Steine in schwarze Farbe getaucht habe. Malen ist etwas ganz anderes. Hier handelt es sich um eine Sprache und eine Methode zur Darstellung eines Sujets.»  

Die Steine sind einer nach dem anderen einem Arbeitsprozess unterzogen worden, einem Arbeitsprozess im Wissen über die Eigenschaften des Materials: Beim Tauchen setzt die Farbe die abstrakte Linie, den Horizont. Eine Synthese von Natur und Kultur. Eine Synthese von Abstraktion und Realismus. Eine zutiefst poetische Geste, die ein Bild, eine Stimmung, eine Erzählung kreiert.

<b>Jannis Kounellis. Senza titolo, 1969</b>
Das Kunstmuseum Liechtenstein stellt jeden Monat ein Werk aus der eigenen Sammlung in den Mittelpunkt der Betrachtung. Auch werden regelmässig Werke aus der Sammlung der Hilti Art Foundation auf diese Weise vorgestellt.