Kunstwerk des Monats Januar

Verena Loewensberg, Ohne Titel, 1948, Hilti Art Foundation

Verena Loewensberg

* 1912 in Zürich, † 1986 in Zürich, Schweiz


Ohne Titel, 1948


Öl auf Leinwand
88 x 60 cm
Hilti Art Foundation, Schaan

 

Die «Sprache der Geometrie» empfand Verena Loewensberg von Beginn an als ihr gemäss. Durch sie kam sie bereits in den 1930er-Jahren, zwischen Zürich und Paris pendelnd, mit Max Bill und Georges Vantongerloo in Verbindung, von denen sie wichtige Anregungen erfuhr. Obwohl sie später zum Kreis der sogenannten Zürcher Konkreten zählte, der neben Max Bill auch Camille Graeser, Richard Paul Lohse und andere Künstler umschloss, empfand sie den Begriff «konkret», wie Theo van Doesburg ihn 1930 definiert hatte, nicht geeignet für ihr Werk, sondern bezeichnete es bevorzugt als «konstruktiv». Die konstruktive Sprache der Geometrie aber resultierte bei ihr stets aus einer «Stimmung» und hatte somit einen emotionalen Gehalt.

Im Prozess des Arbeitens ging dem jeweiligen Werk zunächst eine auf Millimeterpapier erstellte Studie voraus, die Loewensberg massstabgerecht auf die grundierte Leinwand übertrug. Anschliessend malte sie Form und Grund ohne Verwendung eines Klebestreifens präzise mit dem Pinsel aus, Farbe für Farbe, Schicht für Schicht, bis zur Entstehung einer homogen erscheinenden Bildoberfläche, die ihre stoffliche Qualität ebenso aus der Maltechnik wie aus dem Öl des Bindemittels gewinnt.

Loewensbergs unbetiteltes Bild von 1948, in welchem die Bleistiftlinien und Einstichlöcher der Bildübertragung von der Studie auf die Leinwand gut zu erkennen sind, verbindet rechteckige Streifen und Felder zu einer orthogonalen Komposition. Sie enthält, von oben nach unten und jeweils durch schwarze Streifen bzw. Felder voneinander getrennt, die Farben Grau, Orange, Violett, Gelb, Blau, Rot und Grün jeweils in Verdoppelung auf weissem Grund. Somit sind grundsätzlich alle unbunten wie auch bunten Farben in ihren komplementären Ergänzungen im Bild vertreten. Die fein ausbalancierte Komposition wirkt, da sie den weissen Grund grosszügig zur Geltung kommen lässt und nur partiell die seitlichen Bildränder berührt, leicht und schwebend. Hat Verena Loewensberg auch allen Formen und Farben einen geradezu zwingend richtigen Platz zugewiesen, so erfreuen sie gleichwohl durch ihr gänzlich ungezwungenes Zusammenspiel.

Uwe Wieczorek

 

«Ich habe keine Theorie, ich bin darauf angewiesen, dass mir etwas einfällt.»
Verena Loewensberg

 

<b>Verena Loewensberg, Ohne Titel, 1948, Hilti Art Foundation</b>
Das Kunstmuseum Liechtenstein stellt jeden Monat ein Werk aus der eigenen Sammlung in den Mittelpunkt der Betrachtung. Auch werden regelmässig Werke aus der Sammlung der Hilti Art Foundation auf diese Weise vorgestellt.