Kunstwerk des Monats Dezember

Ferdinand Hodler, Femme joyeuse, ca. 1911, Hilti Art Foundation

Ferdinand Hodler

* 1853 in Bern, Schweiz, † 1918 in Genf, Schweiz


Femme joyeuse, ca. 1911


Öl auf Leinwand
134 × 93 cm
Hilti Art Foundation, Schaan

 

Ferdinand Hodler zählt zu den wichtigsten Künstlern der frühen Moderne. Bereits zu Lebzeiten fand das Werk des Schweizer Malers, dessen Leben von wiederholten Schicksalsschlägen begleitet wurde, international grosse Beachtung. Seine ausdrucksstarken Porträts sind von zeitloser Anmut und faszinieren bis heute. Ausgehend von Naturbeobachtungen bediente sich Hodler dabei Prinzipien der Wiederholung, Symmetrie oder Spiegelung.

Femme joyeuse (oder Fröhliches Weib), das Bild einer jungen tanzenden Frau, hat Ferdinand Hodler zwischen 1909 und 1911 in sieben Gemäldevarianten ausgeführt. Ihnen sind diverse Bleistiftskizzen und Ölstudien vorausgegangen, für die Valentine Godé-Darel Modell stand. Hodler begegnete Godé-Darel vermutlich erstmals 1908 in Genf. Die 20 Jahre jüngere, in Paris geborene und als Schauspielerin und Porzellanmalerin ausgebildete Frau war nicht nur sein Modell, sondern auch seine Muse, Geliebte und schliesslich Mutter der gemeinsamen Tochter Paulette.

Die junge Frau trägt ein bequemes Sommerkleid, unter dem sich die Formen ihres schlanken Körpers abzeichnen. Schultern und Arme sind frei und bilden mit Hals und Kopf den sinnlichen Konzentrationspunkt der Gestalt, den Hodler auch koloristisch akzentuiert hat. Mit eurhythmischer Eleganz schreitet sie in die Tiefe des Bildes und vollzieht dabei mit Armen und Händen eine gleichsam Horizont und Raum schaffende Geste.

Schon 1908, im Jahr ihrer ersten Begegnung, erscheint Valentine Godé-Darel in ähnlicher, jedoch spiegelverkehrter Haltung als Rückenakt in Hodlers Gemälde Linienherrlichkeit, und bereits dort gelingt dem Künstler eine geglückte Synthese aus natürlicher und inszenierter Pose. Die Bewegung folgt einem inneren Impuls. Die erkennbare Einheit von Körper, Geste und Raum ist zugleich eine Einheit von Körper, Seele und Geist in natürlicher Umwelt.

Uwe Wieczorek
 

 

«Kunst – das ist der Gestus der Schönheit. Platon definiert, das Schöne sei der Abglanz des Wahren. Das heisst, man tue die Augen auf und studiere die Natur.»

Ferdinand Hodler

<b>Ferdinand Hodler, Femme joyeuse, ca. 1911, Hilti Art Foundation</b>
Das Kunstmuseum Liechtenstein stellt jeden Monat ein Werk aus der eigenen Sammlung in den Mittelpunkt der Betrachtung. Auch werden regelmässig Werke aus der Sammlung der Hilti Art Foundation auf diese Weise vorgestellt.