Kunstwerk des Monats Juli

Max Beckmann, Strand mit Booten an der Riviera, 1938, Hilti Art Foundation

Max Beckmann

1884 Leipzig – 1950 New York


Strand mit Booten an der Riviera, 1938


Öl auf Leinwand
60,5 × 80 cm
Hilti Art Foundation, Schaan

 

Im August 1938 fuhr Beckmann mit seinem Freund, Sammler und Förderer Stephan Lackner an die französische Mittelmeerküste. Während dieser Reise kamen sie auch an den Ort, den das vorliegende Gemälde zeigt. Er lässt sich nicht genau lokalisieren, doch belegt eine Schwarz-Weiss-Fotografie dieses Ortes aus dem Nachlass Quappi Beckmanns, dass er nicht fiktiv, sondern real ist. Beckmann hat diese Fotografie als Vorlage für sein Gemälde benutzt. Neben Fotos verwendete er gelegentlich auch Postkarten als Motivschatz für die Arbeit im Atelier. Im Vergleich zum Foto hat Beckmann das Gemälde kompositorisch und inhaltlich dramatisiert. So liegen die türkisblauen Tretboote direkt am vorderen Rand des Strandes und richten ihre Rümpfe spitz gegen die Brandung des ebenfalls türkisblauen Meeres. Es folgen weitere Boote, unter ihnen vier mit aufgestellten Masten, sowie Gebäude und Kräne, die möglicherweise zu einer Werft oder Hafenanlage gehören. In mittlerer Distanz sind Menschen erkennbar. Eine Hügelkette begrenzt den Blick in die Ferne und verliert sich sanft abfallend im Meer, auf dessen Horizontlinie zwei Dampfschiffe ihren Rauch in den wolkig verschleierten Himmel blasen.

Beckmanns Bilder der französischen Riviera zwischen Bandol und Cap Martin zeugen von den sinnlichen und geistigen Eindrücken, die der im Exil Lebende durch die Begegnung mit der mediterranen Landschaft und Lebenskultur gewonnen hatte. Es sind Bilder der Erinnerung, der Erfüllung und der Erwartung. Vor allem auf das Meer reagierte der Maler mit besonderer Intensität. Es war ihm sowohl realer als auch symbolischer Raum der physischen und geistigen Entgrenzung.

Die erste Auslandreise nach dem Krieg unternahm Max Beckmann im März 1947 zusammen mit Quappi sofort wieder an die französische Riviera nach Nizza. Im August desselben Jahres verliessen sie Europa per Schiff über den Atlantik in Richtung Amerika, wohin der Künstler schon 1936 ausreisen wollte und wo er 1950 starb.

Uwe Wieczorek

 

«Ich bin oft – sehr oft allein. Das Atelier in Amsterdam, ein grosser alter Tabakspeicher, füllt sich aufs neue mit Figuren aus alter und neuer Zeit, und immer spielt das Meer von nah und weit durch Sturm und Sonne in meine Gedanken. Dann verdichten sich die Formen zu Dingen, die mir verständlich erscheinen in der grossen Leere und Ungewissheit des Raumes, den ich Gott nenne.»
Max Beckmann

<b>Max Beckmann, Strand mit Booten an der Riviera, 1938, Hilti Art Foundation</b>
Das Kunstmuseum Liechtenstein stellt jeden Monat ein Werk aus der eigenen Sammlung in den Mittelpunkt der Betrachtung. Auch werden regelmässig Werke aus der Sammlung der Hilti Art Foundation auf diese Weise vorgestellt.