Kunstwerk des Monats Juli

François Morellet, Lunatique neonly Nr. 7, 1998

François Morellet

*1926 in Cholet, Frankreich


Lunatique neonly Nr. 7, 1998


Bleistift und Acryl auf Leinwand auf Holz, 8 weisse Leuchtstoffröhren, 2 Trafos 150 x 235 cm, Leinwand Ø 120 cm LSK 99.21

Auf eine kreisrunde Leinwand ist mit Bleistift eine regelmässige Spirale gezeichnet, entlang der vom Zentrum ausgehend die Zahlen 00 bis 99 in gleichen Abständen notiert sind. Bei acht dieser Zahlen setzen halbkreisförmige Neonröhren an, die flach an der Wand befestigt sind. In seiner Installation bedient sich François Morellet der traditionellen Medien und Gattungen Leinwand, Zeichnung, Skulptur und eröffnet zugleich die im 20. Jahrhundert neu formulierten Parameter, wie etwa die Bedeutung der Wand, es Lichtes, die Wirkung auf den Betrachter und die Offenlegung der Komposition. So folgen die Anknüpfungspunkte der Kreissegmente keinem subjektiven Formwillen, sondern einer zufälligen Willkür: der Anordnung der Zahlen auf einer Telefonbuchseite.

Diese Vorgehensweise ist charakteristisch für Morellets Werk, und es rückt ihn so auch in jenes Umfeld der Konkreten Kunst etwa eines Max Bill, mit dem er seit den 1960er Jahren engen Kontakt pflegte. Mathematik, Geometrie oder zufällige Anordnungen sollten massgebend sein, nicht aber das eigene ästhetische Empfinden: die Abkehr vom überlieferten Bild des Künstlers als dem genialen geistigen und versierten Schöpfer eines Kunstwerkes: «Ich kann durchaus behaupten, dass ich immer versucht habe, meine subjektiven Überlegungen und mein handwerkliches Eingreifen auf ein absolutes Mindestmass zu beschränken, in dem Bemühen, meinen einfachen, einleuchtenden und möglichst absurden Systemen freie Hand zu lassen».

Die Werkgruppe der Lunatiques Neonly entsteht ab 1996. Die einzelnen Arbeiten sind alle nach demselben Schema konstruiert. Morellet wählte einen bedeutungsgeladenen, zugleich offenen Titel, der sich aus den Wörtern Mond, Irrsinn, Neon und dem englischen only zusammensetzt. Dieser Titel beschreibt indes weniger das formale «Erscheinen», sondern qualifiziert vielmehr die ästhetische Erfahrung des Betrachters: «Die Silbe 'Luna' dieser Wortschöpfung bezieht sich nicht allein auf die runde Aussenform, die einem Vollmond gleicht, sondern zugleich auf die Wirkung, die dieser gelegentlich hervorruft, wenn einer/eine, mondsüchtig, zu bestimmten Zeiten des Mondes seine/ihre Stabilität verliert».

<b>François Morellet, Lunatique neonly Nr. 7, 1998</b>
Das Kunstmuseum Liechtenstein stellt jeden Monat ein Werk aus der eigenen Sammlung in den Mittelpunkt der Betrachtung. Auch werden regelmässig Werke aus der Sammlung der Hilti Art Foundation auf diese Weise vorgestellt.