Kunstwerk des Monats August

Steven Parrino, Candy Stevens (Pink Disaster), 1988

Steven Parrino

*1958 in New York, † 2005 in New York


Candy Stevens (Pink Disaster), 1988 


Öl auf Leinwand
280 x 280 cm
Erworben mit Unterstützung der Stiftung Freunde des Kunstmuseum Liechtenstein, KML2010.25

Als Steven Parrino am Ende der 1970er Jahre mit seinem künstlerischen Schaffen begann, hatte die Malerei zumindest in Amerika an Aktualität verloren zugunsten neuer Werkformen, die sich mit Fragen nach der Prozesshaftigkeit, nach Zeit und Raum auseinandersetzten. Der Künstler stellt sich mit seinem Werk bewusst in diese Tradition, wenn er sagt: «Meine Vorstellung von Malerei entstand aus diesem Geist der Performance­Kunst».

Parrino malte zunächst mit leuchtendem Pink ein grossformatiges, monochromes Gemälde. Im Anschluss daran legte er die Leinwand mit der bemalten Seite nach unten flach auf den Fussboden und löste die Klammern, die die Leinwand am Keilrahmen befestigten, und drapierte diese durch Ziehen neu. Die so teils zufällig entstandene Form fixierte er daraufhin wieder am Keilrahmen.

Obwohl er sich selbst als Maler begriff, entsprechen seine Werke, die alle einem ähnlichen Formprinzip folgen, einer erweiterten Auffassung der traditionellen Malerei: Mit acht Zentimetern Tiefe ragen die Falten weit in den Raum vor. Die Zweidimensionalität, ein festes Kriterium für Malerei, wurde zugunsten der dritten Dimension aufgebrochen: «In meiner Auffassung bin ich immer noch sehr traditionell», so Parrino, «Ich mache immer noch (Tafel­)Bilder, auch wenn diese dreidimensional sind».

Nach eigenen Aussagen war der New Yorker Künstler beeinflusst von Andy Warhol, der Anti­form­Kunst sowie den Drip­Bildern Jackson Pollocks. Bilder wurden von der Kunstkritik dahingehend befragt, ob sie noch abgeschlossene «Kunstwerke» sind, oder nicht viel eher das Ergebnis eines aktionistischen Prozesses. Der Künstler wurde somit zunehmend als Performer begriffen, dessen Werk Ausdruck seines inneren Zustandes sein sollte. Dieser Moment des Energetischen findet sich in den Falten als der eigentlichen künstlerischen Geste wieder: Das «Bild» entsteht durch physisches Formen, für das der Farbauftrag nur noch die Grundlage ist.

<b>Steven Parrino, Candy Stevens (Pink Disaster), 1988 </b>
Das Kunstmuseum Liechtenstein stellt jeden Monat ein Werk aus der eigenen Sammlung in den Mittelpunkt der Betrachtung. Auch werden regelmässig Werke aus der Sammlung der Hilti Art Foundation auf diese Weise vorgestellt.