Kunstwerk des Monats November

Mai-Thu Perret, Donna Come Me, 2008

Mai-Thu Perret

*1978 in Genf


 Donna Come Me, 2008


Schaufensterpuppe, Perücke, Uniform, Pom Poms und Acrylfarbe auf Teppich Teppich 365.8x198.1cm, Puppe139x50x60

Eine lebensgrosse Schaufensterpuppe sitzt auf einem weiss gestrichenen Podest. Sie trägt eine Langhaarperücke und einen blau-violetten Overall. Mit ihren Füssen berührt sie einen grossen, ebenfalls blau-violetten Teppich, der mit fluoreszierender Acrylfarbe bemalt worden ist. Reste dieser Farbe befinden sich noch auf dem Overall. Es liegt nahe, dass diese Farbflecken vom Bemalen des Teppichs herrühren. Unweigerlich aber folgt dann die Frage, wer diesen Overall beim Malen getragen hat und wen diese Schaufensterpuppe repräsentiert. Die Beantwortung dieser Frage zeugt von der Vielschichtigkeit und Komplexität des Werkes von Mai-Thu Perret.

Donna come me entstand im Jahre 2008 während der ersten Einzelausstellung der Künstlerin in New York. Dort zeigte sie unter anderem einen Film, dessen Titel An Evening of the Book einem Theaterstück der russischen Avantgarde entnommen wurde, für das Varvara Stepanova 1924 die Ausstattung entwarf. Im Film greift Perret Stepanovas Bühnenbild sowie deren Kostüme auf und erweitert das ganze um eine zusätzliche Ebene: Man sieht die schwedische Künstlerin Fia Backström, wie sie auf einem Stuhl sitzt und Kostüme schneidert. Backström schlüpft im Film in die Rolle der Kostümbildnerin Stepanova, und sie trägt genau jenen Overall, den auch die Schaufensterpuppe in Donna come me trägt. Denselben Overall trug Mai-Thu Perret, als sie den Teppich mit dem an Rorschachtests erinnernden Muster bemalte.

Die in diese Installation aufgenommenen mehrschichtigen Bezüge innerhalb der Kunstgeschichte sind charakteristisch für das Werk Mai-Thu Perrets. Sie finden sich nicht nur in der mehrfachen Verwendung des Overalls. Auch das Motiv des Rorschachtests wurde immer wieder in die Bildkünste aufgenommen. Donna come me ist als Selbstporträt zu lesen, in dem die Künstlerin sich in eine Reihe weiblicher Künstlerinnen stellt und die Spannweite offenbart, in der sich ihr künstlerisches Œuvre bewegt.

<b>Mai-Thu Perret, Donna Come Me, 2008</b>
Das Kunstmuseum Liechtenstein stellt jeden Monat ein Werk aus der eigenen Sammlung in den Mittelpunkt der Betrachtung. Auch werden regelmässig Werke aus der Sammlung der Hilti Art Foundation auf diese Weise vorgestellt.