Kunstwerk des Monats November

Robert Filliou, Optimistic Box Nos. 4 and 5, 1968/81

Robert Filliou

*1927 in Sauve, † 1987 in Les Eyzies-de-Tayac-Sireuil, Frankreich


Optimistic Box Nos. 4 and 5, 1968/81



Keramik (Sparschwein), Papier

9.6x16.5x10.7cm, Unlimitierte Auflage

Ein rosafarbenes Sparschwein mit beidseitig angebrachten Aufklebern. «one thing I learned since I was born» ist unter dem Titel des Werkes zu lesen; erst die Aufschrift auf der anderen Seite komplettiert den Satz mit «that I must die since I was born». Aus der zweigeteilten Lektüre ergibt sich ein knappes memento mori, das durch die Doppelbedeutung der Konjunktion «since» Anfang und Ende des Lebens sowohl zeitlich wie auch ursächlich miteinander verknüpft: «Eines habe ich gelernt, seit/weil ich geboren wurde – dass ich sterben muss, weil/seit ich geboren wurde».

Wie aber verhält sich der an die menschliche Vergänglichkeit gemahnende Satz zur Sym- bolik des Sparschweins? Dient er dazu, die Wichtigkeit alles Monetären zu relativieren? Oder spricht in ihm gar das Schweinchen selbst, das – weil aus Keramik – geschlachtet werden muss, damit sich ihm das ersparte Geld entnehmen lässt?

Das Sparschwein ist viertes und letztes Element einer Serie von Optimistic Boxes, die ursprünglich fünfteilig angelegt war. Nr. 1 bis 3 sind aufklappbare, jeweils einen Gegenstand beinhaltende Holzkästchen, die aussen und innen mit einem beschrifteten Etikett versehen sind. Jedes setzt einen von Filliou erdachten Spruch um, der durch die Trennung in zwei Textteile eine überraschende Wendung in der Aussage erhält. Während die drei ersten Arbeiten bereits 1968/69 realisiert wurden, folgte diese vierte erst 1981. In ihr fasste Filliou zwei Sinnsprüche aus dem ursprünglichen Konzept von 1968 zusammen: Nr. 4, als kleiner Tresor geplant, sollte den Satz «it is great we are selfish – we can keep our money for ourselves» tragen, während der letztendlich verwendete Satz für einen kleinen Holzsarg gedacht war.

Alle Objekte der Serie wurden in grosser Zahl produziert und – abseits der engen Strukturen des Kunstmarkts – durch den deutschen VICE-Versand vertrieben. Als unlimitierte Multiples dienten sie dem Ideal einer «Kunst für alle».

<b>Robert Filliou, Optimistic Box Nos. 4 and 5, 1968/81</b>
Das Kunstmuseum Liechtenstein stellt jeden Monat ein Werk aus der eigenen Sammlung in den Mittelpunkt der Betrachtung. Auch werden regelmässig Werke aus der Sammlung der Hilti Art Foundation auf diese Weise vorgestellt.