Kunstwerk des Monats Februar

Fred Sandback, Untitled, 1968/83

Fred Sandback

*1943 in Bronxville/New York, †2003 in New York


Untitled, 1968/83


Roter Autolack auf Stahl, 4-teilig

je 61 × 61 × 61cm, gesamt 61 × 289 × 61cm

Die Arbeit Untitled, 1968/83, die zu Fred Sandbacks Frühwerk zählt, zeigt vier in gleichem Abstand gestellte, jeweils rechtwinkelig an Boden und Wand ausgerichtete rote Stahldraht–Elemente. Gleichsam einer gezogenen Linie, einer Zeichnung im Raum, umgrenzen diese Elemente Raum und lassen ihn so in seiner stofflichen Präsenz erfahrbar werden. In der Wahrnehmung des Betrachters entsteht eine Abfolge geometrischer Körper, vier Quader, deren Volumen durch die gesetzte Differenz der roten Linie hervortreten. Die raumbildenden Elemente Boden und Wand dienen der Vervollständigung des transparenten plastischen Objekts. Dabei bezieht das Werk seine Anziehungskraft durch den Spannungszustand zwischen dem Augenscheinlichen und dem vom Betrachter Hinzugedachten. Scheinbar mühelos gelingt es dem Künstler, hier unser Sehvermögen derart zu aktivieren, dass der Zwischenraum, die Leere zwischen den Linien zur immateriellen/materiellen Form wird. Doch unterscheidet sich diese scheinbar stoffliche Form von dem Raum, der uns umhüllt?

Insbesondere Sandbacks frühe Arbeiten stehen der Formensprache des Minimalismus nahe. Zugleich ist sein Werk jedoch auch vom russischen Konstruktivismus geprägt – Naum Gabo, bei dem der Künstler in Yale einige Zeit studierte, hatte damals grossen Einfluss auf ihn: «Bis jetzt haben die Bildhauer der Masse den Vorzug gegeben und einer so wichtigen Komponente von Masse wie dem Raum wenig oder gar keine Aufmerksamkeit geschenkt ... wir betrachten ihn als absolutes skulpturales Element.» In Untitled, 1968/83 unterstreicht die Serialität, die Wiederholung der einzelnen geometrischen Körper, die Willkür der Form und verdeutlicht Sandback gemäss die Absicht, «sich auf den Ort seiner des Werks physischen Präsenz» zu konzentrieren und nicht etwa auf eine «Idee, die die Tatsächlichkeit der Arbeiten transzendiert. ... Was mich interessiert, ist wirklich der konkrete, dreidimensionale Raum, in dem man sich befindet. ... Die Arbeit ist also im Grunde nur zu erfahren, indem man das erlebt und sieht.»

Denise Rigaud

<b>Fred Sandback, Untitled, 1968/83</b>
Das Kunstmuseum Liechtenstein stellt jeden Monat ein Werk aus der eigenen Sammlung in den Mittelpunkt der Betrachtung. Auch werden regelmässig Werke aus der Sammlung der Hilti Art Foundation auf diese Weise vorgestellt.