Schwarz-Weiss-Fotografien, collagiert, Landurkunde, Fotografie eines Katasterplans, 4-teilig
Rahmenmasse: 26 x 133 x 5,5 cm, 30 x 74,5 x 5,5 cm, 23,9 x 168 x 5,5 cm, 50 x 90,3 x 5,5 cm
Der US-amerikanische Künstler Gordon Matta-Clark erstand 1973 für wenig Geld auf einer Auktion der Stadt New York eine Anzahl kleiner, «unbrauchbarer», kaum zugänglicher und zumeist weniger als ein Meter breite Grundstücksegmente, die durch die präzise rechtwinkelige Stadtplanung New Yorks übriggeblieben waren. Ausgestattet mit den entsprechenden Grundbucheinträgen ging Matta-Clark schliesslich auf die Suche nach seinem ersteigerten Eigentum und dokumentierte dieses fotografisch.
Reality Properties Fake Estates zeigt die Landurkunde des Grundbuchamtes neben der Fotografie eines gezeichneten Katasterplans sowie eine Schwarz-Weiss-Abbildung, die das hier beurkundete Eigentum wie auch die abstrakte schematische Fläche des Plans als eine städtische Situation verortet. Auf dem Bild ist eine kleine, unbebaute Grundstücksfläche zu sehen, die auf der einen Seite von einem Zaun, auf der anderen durch eine Hauswand begrenzt wird. Darüber hängen drei verschieden lange Reihen collagierter Schwarz-Weiss-Fotografien, die Abschnitt für Abschnitt diese schmale urbane Brache – diesen unspezifischen Zwischenraum – veranschaulichen.
Durch den Kauf scheinbar wertloser Grundstücke widerspricht Matta-Clark der Logik des Kapitals und befragt so mit seinen Fake Estates das Wesen des Privateigentums, die Aufteilung von Lebensraum und im Allgemeinen die Voraussetzung und Festlegung gesellschaftlichen Handelns. Doch was ermöglicht ein solch undeterminierter, «beliebiger» Raum, welch kostbare Utopie steckt in diesem? Mit der Werkreihe Reality Properties Fake Estates stellt der Künstler die unbeachteten Abweichungen, die Resträume des stringenten Rasters der Stadtplanung in den Fokus und hebt dadurch auch die Differenz – den «Cut» – zur determinierten Ordnung im «tatsächlichen Raum» hervor.
Denise Rigaud
