11 handkolorierte Fotografien auf Papier, Titelblatt, gebunden, in Leinenkassette,
Ed. 95/100, je 39 x 51 x 3,5 cm
The Red Sculpture Album besteht aus 11 handkolorierten Fotografien auf weissen Papierbögen und einem in rot gedruckten Titelbogen. Diese sind zu einem Buch gebunden und in einer Leinenkassette aufbewahrt. Auf den Fotografien sind die beiden Künstler in einem neutralen weissen Raum zu sehen. Ihre mondänen, gedeckt einfarbigen Anzüge und die akkuraten Frisuren akzentuieren auf markante Weise das Bild des klassischen Gentlemans, vermitteln jedoch auch eine anonyme, das Individuelle nivellierende Gleichförmigkeit. Gleichzeitig sind Kopf und Hände mit kräftig roter Farbe bemalt. Eine Signalfarbe, die das Menschliche artifiziell verfremdet, die konservative, rigide Erscheinung herausfordernd aufbricht und so die fotografisch abgebildeten Szenen in einen paradoxen Kontext stellt.
In jeder fotografischen Abbildung variieren Gilbert & George ihre aus der Bewegung heraus entwickelten ‹eingefrorenen› Positionen – sei es in gleicher aufrechter Haltung nebeneinander stehend, sei es versetzt gegenüber platziert, im Schritt angehalten, den Blick auf den Boden gerichtet. Zudem befinden sich auf jedem der 11 Papierbögen unterhalb der Fotografien sprachliche Signifikanten, die von bedeutungsgeladenen Statements (wie etwa Dark Shadow and Human Bondage) über einen konzeptionellen Gedanken und auch Betitelung (The Red Sculpture) bis hin zu einzelnen knappen Worten (wie Ready und Coming) reichen.
Gilbert & George referenzieren ihr gesamtes künstlerisches Werk, welches eine Vielzahl unterschiedlicher Medien impliziert – aber auch ihr Leben selbst –, auf den Skulptur- Begriff. So auch in ihren frühen Performances, in denen sich die Künstler als sogenannte ‹living sculptures› darboten. Mit The Red Sculpture Album überführten Gilbert & George eine solche gleichnamige Performance, welche Anfang der 1970er-Jahre zuerst in Tokyo und dann später in Europa und Amerika aufgeführt wurde, in das Medium der Fotografie.
Denise Rigaud
