Kunstwerk des Monats Juli

Dan Peterman, Untitled, 1997

Dan Peterman

* 1960 in Minneapolis, USA
lebt und arbeitet in Chicago, USA


Untitled, 1997


Recycling-Kunststoff, 121-teilig
Pfahllänge je 141 cm

Die Materialangabe Recycling-Kunststoff liefert einen wichtigen Ansatzpunkt für das Erfassen des Werks Untitled von Dan Peterman. Kunststoff ist recyclingfähig, Autoreifen sind es, Aluminiumdosen, Papier sowieso, und auch Küchenabfälle lassen sich in einen nutzbaren Rohstoff zurückverwandeln. Aus Alt mach Neu. Gilt das genauso für die Kunst? Ist sie selbst recycelbar, eignen sich ihre Ausgangsmaterialien zur Neu- oder Wiederverwendung?

In den späten 1950er- und 1960er-Jahren wurden anspruchslose Malereien – Landschaften, Porträts, Erotikkitsch –, oft auf Flohmärkten oder Dachböden gefunden, von Künstlern zum Anlass für Überarbeitungen genommen. Sie ironisierten Komposition und Inhalt der früheren Gemälde mit gleichzeitiger Reflexion über den in einem solchen Vorgang enthaltenen Aspekt der Neu- oder sogar Aufwertung auf geistiger, formaler und materieller Ebene. Jedoch ist in jenen Jahren der ökologische Aspekt einer Wieder- oder Weiterverwendung der Kunst noch nicht massgebend. Ganz anders ist dies eine Generation später, wie es in den Werken des amerikanischen Künstlers Dan Peterman zu beobachten ist.

Peterman arbeitet an der Schnittstelle zwischen Kunst und Ökologie. Die Wertschätzung und Nutzung einfacher oder sogar aussortierter Materialien durchzieht sein gesamtes Werk. Die Arbeit Untitled besteht aus 121 Pfählen aus recyceltem Kunststoff, die in verschiedenen Formationen installiert werden können. Pfähle als ein architektonischer Grundbestandteil dienen hier nicht der baulichen Substanz zur Unterstützung, sondern werden selbst zum Material sich stetig verwandelnder Kunst-Konstruktionen. Ganz nach der Idee des Recyclings wird hier Weggeworfenes als wiederverwerteter Kunststoff in einen neuen Kreislauf, in das System Kunst, integriert. Die Möglichkeit, die Arbeit immer wieder in neuen Konstellationen auszustellen, birgt zudem den ökologischen Gedanken der prozesshaften Verwandlung und Erneuerung in sich. Gleichzeitig suggeriert Dan Peterman, dass die Arbeit, durch die Wiederverwendung permanent entstehenden Abfalls, potenziell unendlich weiterproduziert werden könnte.

Kristin Schmidt | Denise Rigaud

 

<b>Dan Peterman, Untitled, 1997</b>
Das Kunstmuseum Liechtenstein stellt jeden Monat ein Werk aus der eigenen Sammlung in den Mittelpunkt der Betrachtung. Auch werden regelmässig Werke aus der Sammlung der Hilti Art Foundation auf diese Weise vorgestellt.