Kunstwerk des Monats April

Nam June Paik, Color Bar (19), 1996

Nam June Paik

* 1932 in Seoul, South Korea, † 2006 in Miami, USA


Color Bar (19), 1996


Öl und Acryl auf Leinwand, tragbarer Antennen-Fernseher, SD-Karten-Player
41×32cm

Contemporary Art Foundation / Kunstmuseum Liechtenstein, Vaduz

Analog dem bekannten Farbbalkentestbild (color bar pattern), welches der TV-Bildbeurteilung und -optimierung als visuelle Grundlage dient, ist der Bildträger der Arbeit Color Bar (19) von Nam June Paik mit den entsprechenden farbigen Balken grundiert. Diese wurden jedoch nicht gleichsam dem vertrauten Testbild vertikal, sondern horizontal mit Acrylfarbe auf die Leinwand aufgetragen. Der Bildaufbau des Testbildes ist durch den Gebrauch der drei Grundfarben Rot, Grün und Blau und der Sekundärfarben Gelb, Cyan und Magenta charakterisiert. Zudem finden sich noch ein weisser (RGB 255 – vollweiss) sowie ein schwarzer Streifen (RGB 0) in der Formation. Auf diesen präzis gestalteten Verlauf setzt Paik pastos in dynamischer Geste ineinander verlaufende Farbspuren der bereits verwendeten Farbskala und sprengt so die exakte Ordnung des Bildhintergrundes. Zudem öffnet der Künstler mit dem auf der Leinwand fixierten tragbaren Antennen-Fernseher die Zweidimensionalität der Bildoberfläche in den dreidimensionalen Raum. Mit dem Video, welches auf dem kleinen Monitor des portablen Fernsehers zur Aufführung kommt, wird ferner das bewegte Bild – in seiner zeitlichen Dimension sich veränderbarer Farben und Formen – integriert.

Der in Südkorea geborene Komponist und bildende Künstler gilt als Pionier der Videokunst. Als Mitglied der Fluxus-Bewegung suchte Paik nach neuen Formen künstlerischen Ausdrucks – Impulse aus der Musik, der bildenden Kunst sowie technische Innovationen vereinte er auf eindrückliche Weise in seinem Werk. Seine medienkritische, kraft- und humorvolle Auseinandersetzung mit dem Medium Fernsehen war hierbei ein wesentliches Element. Paik betrachtete Fernsehen weniger in seiner Vorrichtung Inhalte zu vermitteln, sein Interesse galt vielmehr der Rhythmik sich abwandelnder Bilder, dem Potential elektronischer Malerei, der Überführung des übertragenden Mediums in eine skulpturale Form – in ein künstlerisches Moment. Mit der östlichen wie auch westlichen Lebenswelt und deren Lehren vertraut, nutzte er auch das Zusammenspiel dieser Beobachtungsebenen in seinen Arbeiten – so etwa in der Integration kontemplativer Stille als Gegenüber zur Flut an bewegten Bildern.

Denise Rigaud

<b>Nam June Paik, Color Bar (19), 1996</b>
Das Kunstmuseum Liechtenstein stellt jeden Monat ein Werk aus der eigenen Sammlung in den Mittelpunkt der Betrachtung. Auch werden regelmässig Werke aus der Sammlung der Hilti Art Foundation auf diese Weise vorgestellt.