Kunstwerk des Monats Oktober

Erwin Heerich, Skulptur, 1978

Erwin Heerich

* 1922 in Kassel, † 2004 in Meerbusch-Osterath, Deutschland


Skulptur, 1978


Belgischer Granit, 2-teilig, Bodenplatte

Skulptur 180 x 108 x 72 cm,
Bodenplatte 5 x 156 x 120 cm

Erworben mit Mitteln der Stiftung Freunde des Kunstmuseum Liechtenstein

Der in Kassel geborene Künstler studierte ab 1945 an der Kunstakademie Düsseldorf Bildhauerei bei Ewald Mataré (gemeinsam mit Joseph Beuys) und schloss 1954 mit dem Meisterschüler ab. Von 1969 bis 1988 lehrte er selbst an der Akademie als Professor für Bildhauerei. Erwin Heerich ist einer der wichtigsten deutschen Bildhauer der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Ab 1960 entwickelte er aus Figuren, Naturerscheinungen und Alltagsgegenständen geometrische Körper, die einem bestimmten Mass unterworfen sind und sich allein durch Masseinheiten regulieren lassen. Die Klarheit des Konzepts erlaubt die Umsetzung eines jeden Ent- wurfs in den unterschiedlichsten Grössen und Techniken. Ausgangspunkt sind in der Regel Modelle aus Karton.

Obwohl seine Arbeit auf mathematischer Logik beruht, spielt die Intuition bei Heerich eine wichtige Rolle. Seine rational wirkenden Skulpturen schlagen häu g ins Irrationale um, denn die geometrischen Gebilde werden oft so kompliziert, dass die Betrachter sie nicht mehr rational durchschauen, sondern nur noch in ihrer sinnlichen Erscheinung erfassen können.

Auch die Skulptur Skulptur gehört zu dieser Kategorie seines Werks. Ihre zwei Teile sind so aufeinander bezogen, dass sie gemeinsam die Überform eines Langquaders bilden. Erwin Heerich hat den Quader in zwei Volumen im Verhältnis 2 zu 1 geteilt. In einem nicht mehr nachvollziehbaren Faltungsprozess ist dann die komplexe Leerstelle entstanden, die der Skulptur ihre besondere Leichtigkeit und Faszination verleiht. Was bleibt, sind die sinnlichen Wirkungen des Materials und seiner Eigenschaften und ein stets überraschendes Spiel des Lichts im Binnenraum der Skulptur.

Friedemann Malsch

<b>Erwin Heerich, Skulptur, 1978</b>
Das Kunstmuseum Liechtenstein stellt jeden Monat ein Werk aus der eigenen Sammlung in den Mittelpunkt der Betrachtung. Auch werden regelmässig Werke aus der Sammlung der Hilti Art Foundation auf diese Weise vorgestellt.