Mit La vie possible widmet das Kunstmuseum Liechtenstein Christian Boltanski die seit 1991 grösste Retrospektive im deutschsprachigen Raum. Sie zeigt die Entwicklung des Œuvres dieses Künstlers seit der Mitte der 1980er-Jahre, einsetzend mit einer Reihe der berühmtesten Monuments. Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt jedoch auf dem Werk der vergangenen 15 Jahre. Mit einem repräsentativen Querschnitt durch alle Werkgruppen dieser Zeit sowie mit eigens für die Ausstellung entstandenen Arbeiten macht sie erfahrbar, mit welcher Vitalität der Künstler den Möglichkeiten des eigenen, des «echten», aber auch des kollektiven Lebens nachspürt: «La vie possible» – nicht nur ist das Leben grundsätzlich möglich, es steckt zugleich voller Möglichkeiten zu seiner Entfaltung.
Boltanski ist in den vergangenen drei Jahrzehnten durch raumgreifende Installationen und sehr atmosphärische Inszenierungen seiner Werke zu einem Exponenten der «Erinnerungskultur» geworden. Mit seinen Bildern erzeugt der Künstler eine komplexe Wirkung. Er zielt dabei nicht auf die Errichtung dauerhafter Denkmäler, sondern auf das aktive «Sich Erinnern», d.h. auf eine Kultur der Erinnerung, die stets das Lebendige im Angesicht des Verlorenen betont. In diesem Zusammenhang ist auch das Projekt Les archives du cœur zu verstehen, mit dem der Künstler auf der im Süden Japans gelegenen Insel Ejima ein Archiv der Herztöne der Menschheit anlegen möchte.
Die Ausstellung zeigt, mit welcher Signifikanz sich Boltanskis Werk in dieser Zeit entwickelt und verändert hat. Leihgaben aus verschiedenen Museen, vor allem aber aus dem Besitz des Künstlers, verdeutlichen die Stringenz, mit der Boltanski sein Werk innerhalb von annähernd zwei Jahrzehnten thematisch neu ausgerichtet hat. Auch ganz neue, noch nicht gezeigte Arbeiten werden erstmals gezeigt.
Die Ausstellung ist eine Produktion des Kunstmuseum Liechtenstein, kuratiert von Friedemann Malsch.
Publikation
Zur Ausstellung wird das Interview-Buch La vie possible de Christian Boltanski, das 2008 in Frankreich erschien, in einer deutschen Übersetzung (von Barbara Catoir) publiziert. Es erscheint im Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln.