Kunstwerk des Monats Februar

Liliana Moro, Avvinghiatissimi, 1992

Liliana Moro

1961 in Mailand, Italien


Avvinghiatissimi (Eng umschlungen), 1992


Holzstruktur, Moosgummiplatten, rote Spanngurte, Lautsprecher
Audio: Astor Piazzolla, «Regreso al amor», 1988, 6'17"
Holzstruktur: 200 x 125 x 40 cm, Lautsprecher aus hölzernen Weinkisten: je 29 x 20,5 x 11 cm
Kunstmuseum Liechtenstein, Vaduz

 

Liliana Moro, 1961 in Mailand geboren, beschäftigt sich in ihrem künstlerischen Schaffen neben den Ausdrucksmitteln Skulptur, Performance, Collage und Video vor allem mit Sound, ein Aspekt, der ihre Arbeit von Anfang an begleitet. Dabei stellt ihre Kunst ein fragiles Gleichgewicht zwischen scheinbar einfachen Materialien und Objekten her. Im Gegensatz zur Kunst der 1970er-Jahre geht es Moro nicht mehr darum, ursprüngliche oder archetypische Strukturen zu evozieren, sondern die Wahrnehmungen und Emotionen der Betrachter:innen zu erreichen. Oft gehen ihre Werke von alltäglichen Gegenständen und Situationen aus und laden das Publikum dazu ein, über das auf den ersten Blick Sichtbare hinauszugehen.

Moro wird als eine Künstlerin der nachfolgenden Generation der italienischen Arte Povera betrachtet. Sie absolvierte ihre Ausbildung bei Luciano Fabro an der Kunstakademie in Brera, zu einer Zeit, als die Arte Povera Einzug in die Kunsthochschulen und Museumssammlungen hielt und ein Prozess ihrer allmählichen Historisierung begann.

Avvinghiatissimi besteht aus einem aufrecht an die Wand gelehnten Bettgestell. An dieses sind mehrere unterschiedlich dicke Schaumstoffplatten und zwei schwarze Lautsprecher mit roten Spanngurten festgezurrt, aus denen als musikalische Untermalung ein moderner Tango von Astor Piazzolla, «Regreso al amor» [Rückkehr zur Liebe], erklingt. Insbesondere der Klang dient als immaterielles Element, das den Zugang zum Werk ermöglicht, die Wahrnehmung verändert und die/den Betrachter:in emotional einbindet. Dadurch entsteht eine leichte romantische Melancholie, die in vielen Werken der Künstlerin zu spüren ist.

Zur Umsetzung dieser Arbeit nutzte Moro (bedingt durch ihre damalige finanzielle Notlage) ihr eigenes Bett und schlief eine Zeitlang auf einer Matratze am Boden.

Henrik Utermöhle

 

«Klang hat fast unvermeidlich eine öffentliche Dimension, Klang ist ‹Freiraum›. Durch den Klang schafft man manchmal eine ganz umfassende Beziehung zu den Menschen, viele Sinne werden einbezogen, und ich denke, dass dadurch auch Prozesse in unserer Vorstellungskraft ausgelöst werden.»

Liliana Moro

Liliana Moro. Andante con moto, Letizia Ragaglia (Hg.), Ausstellungskatalog Kunstmuseum Liechtenstein, Berlin (Distanz) 2024, S. 135.

<b>Liliana Moro, Avvinghiatissimi, 1992</b>
Das Kunstmuseum Liechtenstein stellt jeden Monat ein Werk aus der eigenen Sammlung in den Mittelpunkt der Betrachtung. Auch werden regelmässig Werke aus der Sammlung der Hilti Art Foundation auf diese Weise vorgestellt.