Das Kunstmuseum Liechtenstein widmet ihr die bislang umfangreichste Einzelausstellung, die Arbeiten aus verschiedenen Schaffensperioden von den 1960er-Jahren bis heute zeigt. Ein Fokus liegt dabei auf zwei Werkserien, die zum ersten Mal präsentiert werden: Eyes (1974–1991) und Self-Portrait (2000). Ana Lupas' Karriere, die sich über sechs Jahrzehnte erstreckt, legt eindrucksvoll Zeugnis ab von ihrer Resilienz und ihrem unerschütterlichen Engagement für die Kunst inmitten schwieriger politischer Umstände.
In einem von Unfreiheit und Unterdrückung geprägten Umfeld in Rumänien schuf Lupas ein ebenso beeindruckendes wie radikales Œuvre. Das über vier Jahrzehnte herrschende kommunistische Regime (1945–1989) vereinnahmte die Kunst für seine entmenschlichende totalitäre Ideologie, wodurch freies Experimentieren und Ausstellen massiv erschwert wurde. Ana Lupas ging dennoch unbeirrt und konsequent ihren eigenen Weg.
Ihr frühes, experimentelles Werk umfasst Textilobjekte, Skulpturen, Environments, Installationen und Aktionskunst. Oft bedient sie sich dabei einfach zu beschaffender Materialien wie Korn, Wolle, Wachs oder Textilien und lässt sich von der Folklore und jahrhundertealten Traditionen inspirieren. Aus westeuropäischer Sicht sind Ähnlichkeiten zu den Avantgarde-Bewegungen des späten 20. Jahrhunderts, zur Konzeptkunst sowie zur Land Art erkennbar. Obwohl Ana Lupas immer wieder gezwungen war, im Verborgenen zu arbeiten, gelang es ihr, gross angelegte partizipative Projekte mit lokalen Bewohner:innen zu realisieren und die lokale Künstlercommunity zu fördern.
Neben der Produktion neuer Werke ist die Wiederaufnahme sowie die Überarbeitung bestehender Arbeiten ein zentrales Anliegen der Künstlerin. Sie ist bestrebt, sich selbst und ihr Schaffen zu hinterfragen, indem sie es immer wieder neu inszeniert.
Die Ausstellung wurde in enger Zusammenarbeit mit der Künstlerin entwickelt und ist eine Koproduktion mit dem Stedelijk Museum Amsterdam, kuratiert für das Kunstmuseum Liechtenstein von Letizia Ragaglia.
Eine umfassende Publikation mit Texten von Tanja Boon, Leontine Coelewij, Marina Lupas, Ramona Novicov, Letizia Ragaglia, Christian Rattemeyer und Mechtild Widrich ist begleitend zur Ausstellung erschienen.
Ana Lupas, Self-Portrait (1 to 200), 2000
courtesy the artist and P420, Bologna | Foto: Carlo Favero | © Ana Lupas