Die Sammlung Ricke

Einzigartige Zusammenarbeit dreier Museen

Im Jahr 2006 erwarben das Kunstmuseum St. Gallen, das Kunstmuseum Liechtenstein und das MMK Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main die kunsthistorisch bedeutende Sammlung Ricke und beschritten damit neue innovative Wege grenzüberschreitender musealer Kooperationen. Obwohl die Kollektion besitzrechtlich dreigeteilt ist, ist die Sammlung als Gesamtes erhalten, denn die Partnermuseen haben gleichberechtigt Zugriff auf den gesamten Bestand.

 

Die Sammlung Ricke ist eine einzigartige Kunstsammlung von grosser künstlerischer Qualität. Sie besteht vor allem aus US-amerikanischer Kunst seit den 1960er-Jahren, wobei viele wegweisende Künstler wie Donald Judd (1928–1994), Richard Artschwager (1923–2013), Barry Le Va (1941–2021), Keith Sonnier (1941–2020) oder Richard Serra (*1939) vertreten sind. Auf Grund ihrer unvergleichlichen Dichte von sich optimal ergänzenden Werkgruppen ist die Sammlung weltweit einmalig.

 

Dass die Sammlung integral erhalten bleiben konnte, ist einem neuartigen Konzept und der einzigartigen Zusammenarbeit der drei Museen zu verdanken. Zugleich setzte diese Erwerbung ein dezidiertes Zeichen für die klassische Museumstätigkeit, für ein überlegtes Fokussieren auf die Notwendigkeiten einer Sammlung, indem trotz enger finanzieller Spielräume in partnerschaftlicher Zusammenarbeit eine private Kollektion für die Öffentlichkeit und damit für kommende Generationen erhalten bleibt.

Rolf Ricke

Rolf Ricke zählt seit mehr als 40 Jahren zu den Pionieren in der Vermittlung zeitgenössischer Kunst. Seine Galerie in Köln galt als eine der interessantesten Orte für die Begegnung mit aktuellem Kunstschaffen, und als Mitbegründer der ART COLOGNE wie auch als freier Kurator eröffnete er der Kunst immer wieder neue Perspektiven. In seiner legendären Galerie stellte er aber nicht nur die Grossen der jüngeren Kunstgeschichte aus, sondern förderte auch inzwischen beinahe in Vergessenheit geratene Künstler wie Bill Bollinger (1939–1988) oder Lee Lozano (1930–1999), deren Schaffen erst kürzlich wiederentdeckt wurde.

Katalog

Dokumentiert wird die Sammlung Rolf Ricke im Katalog «Sammlung Rolf Ricke – Ein Zeitdokument», welcher von den drei Museen im April 2008 herausgegeben wurde. Christiane Meyer-Stoll, Konservatorin am Kunstmuseum Liechtenstein, hat für diese Publikation aufgezeichnete Gespräche mit Rolf Ricke und den Künstlern, Essays, bisher unveröffentlichte Interviews und Briefe der Künstler recherchiert und zusammengestellt, die einen unmittelbaren Blick auf die Kunst seit Ende der 1960er-Jahre bis in die Gegenwart erlauben.

 

Ergänzt wird dieses Quellenmaterial durch eine umfangreich bebilderte Chronologie der Galerie und einer informativen Zeitleiste der wichtigsten Ereignisse in Politik und Kunst. Das Buch stellt zudem sehr ausführlich die 150 Arbeiten umfassende Sammlung vor und dokumentiert somit eindrucksvoll 40 Jahre aktuelle Kunstgeschichte.

 

«Schwerlich wird man einen Band finden, in dem man den Geist dieser Zeit ehrlicher und treffender erfasst findet. (...) Das Buch ist für alle, die sich für die Kunst der sechziger bis achtziger Jahre interessieren, eine wahre Fundgrube.» (Frankfurter Allgemeine Zeitung)