Es handelt sich vor allem um Zeichnungen und dokumentarisches Bildmaterial, das der Künstler selbst dort zur Aufbewahrung untergebracht hatte. Diese Ausstellung gibt einen ersten Einblick in die bislang nie gezeigten Funde.
Bill Bollinger (1939 Brooklyn–1988 Pine Plains, NY) zählte in den späten 1960er-Jahren in den USA zu den wegbereitenden Bildhauern seiner Zeit. Mitte der 1970er-Jahre jedoch geriet sein Werk nahezu in Vergessenheit. Erst mit der Retrospektive, die 2011–12 im Kunstmuseum Liechtenstein, ZKM | Zentrum für Kunst und Medien, Karlsruhe, der Fruitmarket Gallery, Edinburgh, und im Sculpture Center, New York, stattfand, wurde es wiederentdeckt und für die Kunstgeschichte erschlossen.
Bereits während der Recherchen zu der Retrospektive war bekannt gewesen, dass Bollinger in einem Lager Werke von sich untergebracht hatte. Eine erstmals im Sommer 2017 ermöglichte Besichtigung gab einen ersten, überraschenden Einblick: ein umfangreiches Konvolut von Papierarbeiten, besonders Studien zu frühesten Arbeiten, die bisher einzig aus Beschreibungen bekannt sind.
Die entdeckten Papierarbeiten bergen eine Vielzahl von Skizzen zu frühen Gemälden und erlauben ein neues Verständnis seiner Auseinandersetzung mit der Malerei, sowohl mit der Klassischen Moderne, insbesondere Piet Mondrian, als auch mit damals aktuellen Positionen, insbesondere dem Hard Edge.
Völlig unerwartet kam 2019 ein zweiter Fund zu Tage: Skizzen zu verschiedenen Holzskulpturen, die ehemals an Bollingers Atelierwand aufgehängt waren, wie dies Schwarz-Weiss-Fotografien zeigen; Sprüh-Arbeiten, überraschend in Farbe, teils mit zwei Horizontlinien; oder Skizzen, die wiederum davon zeugen, wie er ein Thema in nahezu unerschöpflicher Weise durchdeklinierte und dergestalt beispielsweise der Linie einen universellen Ausdruck verleiht.
Die Bandbreite seines frühen zeichnerischen Werkes lässt sich mit diesen beiden Funden, umfangreicher denn je gedacht, erforschen.
Eine Produktion des Kunstmuseum Liechtenstein, kuratiert von Christiane Meyer-Stoll.